Ich wollte schon seit längerem ein NAS haben, bisher tat es ein preiswertes Festplattengehäuse (5-fach) an unserem Multimedia-Rechner, aber besonders Stromsparend war das nicht, daher sollte nun ein NAS her. Ich stand also vor der Wahl entweder ein fertiges NAS-gerät zu kaufen oder mir selbst ein NAS zu bauen - hier beschreibe ich jetzt meine Entscheidung und das Gerät, dass ich jetzt besitze.

Entscheidungskriterien

Ein Freund hatte mir sein kleines Synology-NAS gezeigt und die Weboberfläche hat mich wirklich beeindruckt - nur kam für mich kein Gerät mit gerade einmal 2 Festplatten in Frage, schließlich sollte es ja mein vorhandenes 5-Platten Raid ersetzen oder (noch besser) erweitern.

Die Alternative zu Synology sind die Geräte von Qnap - alle anderen Hersteller scheinen mir keine gute Bandbreite an Produkten zu liefern, WD liefert nur Mini-NAS, Buffalo und Netgear haben IMHO keine sinnvolle Mittelklasse. Abgesehen vom fertigen NAS kann man natürlich auch selbst eins zusammenbauen, hier meine Entscheidungsfindung:

Synology Mid Synology High Qnap Mid Qnap High Selbstgebaut
Preis 0 - - - + - - - 0
Erwerterbarkeit - - 0 - - + + + + +
Stromverbrauch + - + - - -
Größe + + - + + - -
Bedienung + + + + + + + + + + 0
Software + + + + + + + + +
Aufwand + + + + + + + + + + - -
Die Synology-Geräte der Mittelklasse sind handlich und hübsch, die Qnap-Geräte sehen auf ähnlichem Preisniveau eher aus wie ich mir ein NAS vorstelle (mit Festplatten-Slots außen sichtbar), die Höheren Klassen (allerdings unter 2000€) sind bei beiden Herstellern recht robust, bieten allerdings bei Synology weniger Erweiterungsmöglichkeiten. Der Eigenbau kann natürlich theoretisch alles was ein normaler Rechner kann und darüber hinaus noch Port-Multiplier-Unterstützung auf allen (E)SATA-Ports - was den Betrieb meines alten RAID5 sicherstellen würde.

Nach bloßem zusammenrechnen gewinnt das Mittelklasse-Gerät von Synology auf Grund der wirklich guten Grafischen Oberfläche knapp vor dem Qnap-Gerät. Allerdings haben beide den Nachteil der schlechten (nicht vorhandenen) Erweiterbarkeit, die ich persönlich höher bewerte als die Bedienung - da ich davon ausgehe die grafische Oberfläche bei einem NAS-System im Optimalfall möglicht wenig benutzen zu müssen. Weiterhin ist mir der Aufwand der Einrichtung auch ziemlich egal, schließlich ist es mein Hobby und ich lerne etwas dabei.

Wenn ich also nun diese drei Faktoren als Gewichtung mit einbringe, gewinnt der Eigenbau deutlich gegenüber den Fertiglösungen.

Der Eigenbau

Nachdem ich mich nun also für den Eigenbau entschieden hatte, musste ich die Komponenten zusammensuchen:

Das Herz ist ein Asus E35M1-I DELUXE Mainboard, das ist komplett passiv gekühlt und bietet dennoch genügend Power um so ziemlich jede Software auf dem NAS laufen zu lassen. Wichtig sind mir natürlich die vielen SATA-Ports mit Port-Multiplier, schließlich will ich ja externe Festplattengehäuse mit mehreren Platten anschließen. Das Board hat zwar nur einen ESATA-Port, aber die anderen internen Ports führe ich (nicht ganz Standardkonform aber problemlos) über solche Kabel ganz einfach nach außen. Da das Board "nur" 6 SATA-ports hat, habe ich mir dazu noch die günstige Asus U3S6 Erweiterungskarte bestellt, die zwar kein Performancewunder ist, aber für meine zwecke günstig zwei vollwertige SATA-Ports hinzufügt und dazu noch zwei USB3-Ports hat (die brauche ich zwar nicht, aber schaden können die auch nicht). Dazu noch günstige 8GB Speicher, damit ich wirklich nie in Speichernöte gerate (Ich gebe zu, da hätten wohl 2GB auch gereicht, aber Speicher ist günstig und schadet nie). Das ganze packe ich in das kompakte Eolize SVD-NC11-4 mini ITX Gehäuse mit integriertem Netzteil und ich bin quasi fertig.

Nutzung

Zusätzlich zu den 4 Festplatteneinschüben (von denen ich im Moment nur einen nutze) konnte ich meine komplette alte externe SATA-Hardware weiter nutzen. An dem NAS hängen nun 5 Festplatten im Software-RAID5 in einem Lian Li EX-50 und dazu noch einmal 4 Festplatten in einem Fantec QB-35US2. Wenn man auf die 5. Festplatte verzichten kann würde ich das Fantec eher empfehlen, da es deutlich kompakter ist und generell für mich subjektiv stabiler wirkt - außerdem schaltet es sich automatisch ein und aus, wenn man es zusätzlich zum SATA per USB verbindet. Das Lian Li Gehäuse hatte dafür eine ESATA-Karte im Lieferumfang - als ich mir das Gehäuse gekauft habe unterstütze mein Onboard-Controller noch keinen Multiplier, daher hätte ich die Karte in jedem Fall benötigt. Die letzten beiden freien ESATA-Ports habe ich dann mit meinem Alten Sharkoon Quickport Duo2 verbunden - davon gibt es mittlerweile eine neue Version mit Port-Multiplier für 2 Platten und eine mit 4 Festplattenslots die nur einen ESATA-Port brauchen.

Als Betriebssystem benutze ich derzeitig ein Ubuntu Server 10.04 LTS das ich dann demnächst wohl auf die nächste LTS-Version aktualisieren werde. Das Betriebssystem startet derzeitig über einen USB-Stick, dafür wollte ich keine Festplatte "verschwenden", da besteht aber noch Optimierungspotential.

Da ich jetzt eine kleine stromsparende Powerbox vor mir stehen habe, dachte ich mir, kann ich auch gleich mal meiner paranoia nachgehen und alle meine Festplatten und Raids verschlüsseln. Dafür benutze ich LUKS mit Schlüsseldateien statt Passwörtern, die dann wieder in einem (diesmal per Passwort) verschlüsseltem Image liegen. So muss ich nur ein Passwort eingeben und die Festplatten sind dennoch jeweils mit einem anderen Schlüssel versehen. Ich habe um das ganze zu automatisieren einen kleinen Server in C++ geschrieben, so dass man die ganzen Platten im LAN über eine Weboberfläche automatisch entschlüsseln und Mounten kann. Dazu aber in einem eigenen Artikel mehr (Der Artikel kommt noch).

Zusätzlich kann ich jetzt natürlich jede unter Ubuntu verfügbare Software auf meinem NAS einsetzen - sogar HD-Videos könnte das Ding ohne Probleme abspielen, das brauche ich zwar nicht, aber es ist gut zu Wissen, dass da noch Luft nach oben ist. Derzeitig laufen auf dem Gerät ein FTP-Server, ein Torrent-Client, ein NFS-Server, ein Samba-Server und ein Webserver - demnächst werde ich noch versuchen die eingebaute WiFi-Karte zu benutzen um einen weiteren Access-Point zu haben - ich werde berichten ob und wie das klappt. Für die Zukunft ist auch noch ein Backup-Server geplant, der sich aktiv per SSH auf den Client-Rechnern einloggt und vorher definierte Daten sichert - das wird mein nächstes Projekt.

Fazit

Ich bin rundum glücklich mit meiner Entscheidung selbst gebaut zu haben, nur um die schöne grafische Oberfläche beneide ich die Synology-Nutzer ein wenig - dem Nerd in mir ist das aber egal, schließlich hab ich einen root-Zugang per ssh auf mein NAS.

Was ich noch suche ist eine Möglichkeit meine langsame Betriebssystem-"Festplatte" zu beschleunigen, das System wird zwar dank des vielen Speichers schon jetzt automatisch sehr gut gepuffert, aber ich habe das Gefühl da geht noch was. Kennt vielleicht jemand eine Dateisystem-Lösung, die alles in den Hauptspeicher lädt und Änderungen im Hintergrund nach und nach auf die Festplatte schreibt? Sicherheit bzw. Fehleranfälligkeit (z.B. bei Stromausfall) wäre mir ziemlich egal, da kann ich jederzeit ein Backup des Systems einspielen.

 

 

 

 


  1. Glücklicherweise ein Software-RAID, ansonsten hätte ich mir die Idee das an ein NAS übernehmen zu können direkt abschminken können.
  2. Das Ding scheint es nicht mehr im Handel zu geben, da moderne SATA-Chips aber Multiplier unterstützen sehe ich keinen Nachteil im Nachfolgemodell. Der Multiplier macht es langsamer bei Parallelzugriff, aber wenn man den letzten Rest Geschwindigkeit rauskitzeln will nutzt man wahrscheinlich eh kein ESATA.
PS: Die Links zu Amazon sind Partner-Links, die habe ich mal testweise eingefügt - bei einem Kauf über diesen Link würde ich also eine Provision bekommen.